Stress: So hat dein Autopilot keine Chance mehr
An manchen Tagen kommt wirklich alles zusammen. Du hast das Gefühl, die ganze Welt hat sich gegen dich verschworen. Du kommst zu spät zur Arbeit, jeder will etwas von dir. Da ist noch diese Deadline, die du unbedingt einhalten musst und ständig funkt dir irgendwas dazwischen. Die Technik streikt, das Telefon klingelt pausenlos. Stress im Job. Ein Normalfall?
Die Frage ist, wie du damit umgehen willst
Die Natur hat uns drei mögliche Reaktionen auf Stress mitgegeben: Flight, Fight or Freeze. Flucht, Kampf oder Starre. Ich hatte mal eine Kollegin, die ist bei Stress in eine Art Schockstarre verfallen und arbeitete dann so gut wie gar nichts mehr – das war natürlich für die anderen im Team ziemlich blöd, weil die Dinge ja trotzdem erledigt werden mussten. Eine andere Kollegin wollte jedes Mal kündigen, wenn ihre Nerven blank lagen und dann gab es da noch den Vorgesetzten, der mächtig Dampf abließ, wenn er unter Druck stand. Zu welcher Kategorie gehörst du? Wirst du eher aggressiv, kannst du gar nicht mehr reagieren oder ergreifst du die Flucht, wenn dir alles zu viel wird?
Stress ist nur ein Resultat unserer Bewertung
Genau genommen sind Stresssituationen lediglich Reize, auf die wir in irgendeiner Weise reagieren. Nur durch unsere Bewertung werden sie zu einer negativen Erfahrung. Eben dieser Moment der Bewertung ist es auch, ein Bruchteil einer Sekunde zugegeben, der es uns ermöglicht, den Autopiloten auszustellen und bewusst mit der Situation umzugehen. Was wäre, wenn du einen Stresstrigger rechtzeitig erkennen könntest und du dich bewusst entscheiden würdest, wie du reagieren möchtest?
Lege deinen Autopiloten lahm
Zunächst solltest du deine Stresstrigger entlarven. Gehe diese Woche einmal ganz achtsam mit dir um. In welchen Situationen bist du gestresst? Notiere sie. Und wie reagierst du? Welche Gefühle kommen in dir hoch? Welche Stimmen werden laut? Und dann akzeptiere. Nimm es einfach an. Es ist ok, dass du dich fühlst wie du dich fühlst. Verurteile es nicht. Frage dich nur, ob du nicht zukünftig vielleicht doch lieber die Kontrolle behalten willst.
Wenn du deine Trigger kennst, solltest du in der nächsten Stresssituation zuerst einmal innehalten. Atme kurz durch, bevor du irgendwie reagierst. Du kannst dich auch daran erinnern, indem du zum Beispiel einen Aufkleber an deinem PC befestigst. Oder deinen Daumen und Zeigefinger zu einem Mudra formst und leise zu dir sagst: Ich entscheide selbst. Verschaffe dir einfach einen kurzen Moment zum Durchatmen.
Um insgesamt mehr Gelassenheit in deinen Alltag zu bekommen, baue dir kleine Inseln der Achtsamkeit. Zum Beispiel bei der Cappuccino-Pause. Wie fühlt sich der Schaum auf deinen Lippen an? Wie schmeckt der Cappuccino? Ist er heiß oder lauwarm? Wie fühlt sich die Tasse in deiner Hand an? Immer wenn wir uns auf unsere Sinne konzentrieren, leben wir den Moment. Das ist der beste Weg unseren Autopiloten auszuschalten.
Dein Job ist nicht dein ganzes Leben
Ich habe mir früher viel zu viel Druck gemacht, weil ich alles möglichst fehlerfrei, nahezu perfekt machen wollte. Das Ergebnis: Ich konnte meinen eigenen Ansprüchen oft nicht genügen und das war ziemlich frustrierend. In einem Workshop hörte ich dann den folgenden Satz:
„Wir machen hier keine Hirnchirurgie. Wenn uns ein Fehler passiert, so what?“
Das war für mich wie ein Befreiungsschlag. Die Dinge sind nicht so dramatisch, wie ich es mir vor meinem geistigen Auge ausgemalt hatte. Und ja, wir sollten nicht alles allzu ernst nehmen. Es ist unsere Arbeit, aber wir sind noch so viel mehr als das.
Sorge für dich selbst
Ist deine Grundhaltung entspannt – sei es durch eine gesunde Distanz zu den Dingen, oder durch einen Ausgleich wie Sport, deine Familie, Hobbies – wirst du generell mit Stress im Alltag anders umgehen. Wenn die Nerven dann doch mal blank liegen, bediene dich einfach an deinem neuen Repertoire für einen selbstbestimmten Umgang mit Stresstriggern, so dass dein Autopilot gar nicht erst übernehmen kann.